Die Legende der Yenidze: Vom Tabakspeicher zum Märchenpalast

Die Legende der Yenidze: Vom Tabakspeicher zum Märchenpalast

Wenn man an Dresden denkt, fallen einem sofort die barocken Meisterwerke wie die Frauenkirche oder der Zwinger ein. Doch etwas abseits, in der Friedrichstadt, erhebt sich ein Bauwerk, das so gar nicht in diese barocke Pracht passt: die Yenidze, auch bekannt als die „Tabakmoschee“. Was auf den ersten Blick wie eine orientalische Moschee aussieht, ist tatsächlich eine ehemalige Zigarettenfabrik – und die Geschichten, die sich um dieses einzigartige Gebäude ranken, machen es zu einem faszinierenden Ziel für Architektur- und Geschichtsliebhaber.



Begleite mich auf eine Reise durch die bewegte Vergangenheit dieses außergewöhnlichen Bauwerks und erfahre, wie aus einem Tabakspeicher ein Märchenpalast wurde.


1. Die Entstehung der Yenidze: Eine ungewöhnliche Idee


Architektur als Marketingstrategie

Die Yenidze wurde zwischen 1907 und 1909 vom Architekten Martin Hammitzsch entworfen und erbaut. Im Auftrag des jüdischen Unternehmers Hugo Zietz, der die Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik gegründet hatte, sollte das Gebäude nicht nur eine Produktionsstätte sein, sondern auch ein Symbol für den Ursprung des Tabaks, den Zietz aus dem damaligen Osmanischen Reich importierte. Die Idee, die Fabrik im Stil einer orientalischen Moschee zu bauen, war nicht nur ein cleverer Marketing-Schachzug, sondern auch eine Notwendigkeit: In Dresden war es damals nicht erlaubt, Industriebauten im Stadtzentrum zu errichten. Also entschied sich Zietz, das Fabrikgebäude wie ein prunkvolles, religiöses Bauwerk aussehen zu lassen – und umging so die Bauvorschriften​.

Die Architektur der Yenidze besticht durch ihre orientalischen Stilelemente, die stark an Moscheen und den Alhambra-Palast in Granada erinnern. Der 62 Meter hohe Bau ist mit über 600 Fenstern in verschiedenen Stilen geschmückt, und die beeindruckende Kuppel, die das Gebäude krönt, wurde aus farbigem Glas gefertigt. Besonders auffällig sind die Minarett-ähnlichen Schornsteine, die dem Ganzen noch mehr das Aussehen eines religiösen Bauwerks verleihen​.

Kontroverse um die Architektur

Doch diese kreative Idee stieß nicht überall auf Begeisterung. Viele Dresdner Architekten empfanden die Yenidze als „fremdartig“ und störend im Vergleich zur barocken Pracht der Altstadt. Die Kritik an dem Bau war so heftig, dass Hammitzsch aus der örtlichen Architektenkammer ausgeschlossen wurde​. Doch Zietz ließ sich davon nicht beirren. Er drohte, seine Fabrik in eine andere Stadt zu verlegen, wenn ihm der Bau verwehrt würde – und so setzten sich seine Pläne letztlich durch.


2. Die Yenidze: Ein florierendes Unternehmen


Die Tabakfabrik im Herzen Dresdens

Nach der Fertigstellung der Yenidze im Jahr 1909 entwickelte sich die Zigarettenfabrik schnell zu einem der erfolgreichsten Unternehmen in Deutschland. Die Marke „Salem Aleikum“ wurde weit über die Grenzen Dresdens hinaus bekannt, und die Yenidze produzierte bis zu ihrer Schließung in den 1950er Jahren Millionen von Zigaretten​ (Amusing Planet). Besonders interessant ist, dass die Yenidze eine der ersten Fabriken in Deutschland war, die ein Stahlbetonskelett verwendete – eine Innovation, die damals ihrer Zeit voraus war.

Die Arbeitsbedingungen in der Fabrik galten als vorbildlich: Die Hallen waren hell und gut belüftet, und es gab auf jeder Etage Waschräume sowie eine luxuriös ausgestattete Kantine. Auf der Dachterrasse konnten die Mitarbeiter ihre Pausen verbringen und den Ausblick auf die Stadt genießen​.


3. Kriegszerstörung und Wiederaufbau


Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Dresden erlebte während des Zweiten Weltkriegs verheerende Zerstörungen, insbesondere durch die Bombenangriffe im Februar 1945. Auch die Yenidze blieb davon nicht verschont. Ein Drittel des Gebäudes wurde durch Bombentreffer zerstört, darunter der südliche Flügel und Teile der Kuppel​ (Yenidze). Nach dem Krieg diente das Gebäude in der DDR als Lager für Tabak, und erst nach der Wiedervereinigung begann man mit einer umfassenden Restaurierung, um die Yenidze in ihrem ursprünglichen Glanz wiederherzustellen​.

Die Restaurierung nach der Wende

Die Restaurierung der Yenidze in den 1990er Jahren war eine Mammutaufgabe. Besonders die Glaskuppel stellte eine Herausforderung dar: Über 860 Quadratmeter Glas mussten verarbeitet werden, um die Kuppel wieder so strahlen zu lassen wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die aufwendigen Mosaike und farbigen Kacheln, die die Fassade schmücken, wurden ebenfalls detailgetreu nachgebildet​. 1997 war es dann soweit: Die Yenidze öffnete ihre Türen als modernes Bürogebäude und beherbergt seitdem verschiedene Firmen. In der Kuppel befindet sich heute ein Restaurant, das seinen Gästen einen spektakulären 360-Grad-Blick auf Dresden bietet​ (www.dresden.de).


4. Die Yenidze heute: Ein kulturelles Wahrzeichen


Von der Zigarettenfabrik zum Märchenpalast

Die Yenidze: Eine Zigarettenfabrik im orientalischen Stil

Die Yenidze: Eine Zigarettenfabrik im orientalischen Stil

Dresden ist bekannt für seine barocke Pracht, aber unter den vielen architektonischen Juwelen der Stadt sticht ein Bauwerk besonders hervor: die Yenidze, eine ehemalige Zigarettenfabrik im orientalischen Stil, die mit ihrer Kuppel und den minarettartigen Schornsteinen


Heute ist die Yenidze nicht mehr nur ein Bürogebäude, sondern auch ein Ort der Kultur. In der Kuppel finden regelmäßig Lesungen statt, die das Publikum in die Welt orientalischer Märchen entführen – ein Verweis auf die Ursprünge des Tabaks und den orientalischen Einfluss auf die Architektur des Gebäudes​. Diese Veranstaltungen, kombiniert mit der außergewöhnlichen Architektur und der wechselvollen Geschichte, machen die Yenidze zu einem beliebten Ausflugsziel für Touristen und Einheimische.

Ein Bauwerk voller Symbolik

Die Yenidze steht für mehr als nur Zigaretten und Tabakhandel. Sie ist ein Symbol für die Verbindung von Ost und West, von Industrie und Kunst. Obwohl sie in ihrer Entstehungszeit umstritten war, ist sie heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Dresdner Skyline und ein Zeugnis für die Innovationskraft und den Weitblick ihres Bauherrn. Sie zeigt uns, wie Architektur nicht nur funktional, sondern auch emotional sein kann – und wie ein Gebäude zu einem Märchenpalast werden kann, wenn man ihm die richtige Geschichte gibt.


5. Ein Blick in die Zukunft: Was kommt als Nächstes?


Die Yenidze hat in ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte so einiges erlebt. Vom blühenden Zentrum der Tabakindustrie über die Zerstörungen des Krieges bis hin zur glanzvollen Wiedereröffnung als kulturelles Wahrzeichen – das Gebäude hat sich immer wieder neu erfunden. Doch was bringt die Zukunft? Eines ist sicher: Die Yenidze wird auch in den kommenden Jahren ein fester Bestandteil der Dresdner Kulturszene bleiben und mit ihrer Mischung aus Geschichte, Kultur und Moderne die Menschen weiterhin verzaubern.


Fazit:


Die Yenidze ist mehr als nur ein Gebäude – sie ist eine Legende. Ihre Geschichte ist eng mit der Geschichte Dresdens verbunden, und ihre Architektur erzählt von den vielen Einflüssen, die diese Stadt im Laufe der Jahrhunderte geprägt haben. Wer Dresden wirklich kennenlernen will, sollte sich die Zeit nehmen, dieses außergewöhnliche Bauwerk zu besuchen und in die Welt des Tabaks, der Märchen und der Architektur einzutauchen.

Möchten Sie noch weitere Empfehlungen lesen? Blättern Sie zu einem vorherigen Beitrag oder lesen Sie den nächsten Beitrag!

Pin It on Pinterest

Share This